Eine Woche zuvor hatte sich Benka Barloschky (36) einen ganzen Spieltag lang von einem TV-Team von Dyn begleiten lassen und war die ganze Zeit mit einem Mikrofon verkabelt. Doch beim 72:82 (39:39) bei Spitzenreiter Ratiopharm Ulm hatte der Trainer der Veolia Towers Hamburg keine Lust mehr auf Lauschangriff.
Als er in der 33. Minute aufgebracht eine Auszeit nahm, brüllte er erst ein wüstes „Fuck!“. Dann blaffte er den Dyn-Mitarbeiter mit der Ton-Angel an: „Nimm den Scheiß da raus!“ Und schlug schließlich die Stange mit dem Mikro weg, das normal die Ansagen im Spielerkreis überträgt.
Die heftige Reaktion überraschte auch Kommentator Florian Pertsch: „Benka Barloschky hat einen Tag mit uns verbracht, aber er verbringt nicht mehr zwingend die Auszeit mit uns. Das dürfte dann die nächste Strafe geben für Benka, der mächtig sauer ist.“
Schon letzte Saison war der jüngste Cheftrainer der Easycredit Basketball-Bundesliga zweimal in Auszeiten auffällig geworden: Einmal hatte er die Schiedsrichter beschimpft, beim zweiten Mal hatte er von seinem Spieler offen gefordert, eine Schwalbe zu begehen …
BBL: Keine Lust auf Lauschangriff: Towers-Trainer Benka Barloschky schlägt Ton-Angel weg!
Diesmal war der Grund für seinen Zorn wieder eine Schiedsrichter-Entscheidung.
Hamburgs Brae Ivey (28) hatte den Ball an Nelson Weidemann (25) verloren. Daraus entsprang das 66:56 der Ulmer – die Vorentscheidung! Barloschky hatte allerdings ein Foul von Weidemann erkannt, das nicht geahndet wurde. „Er hat aus meiner Sicht deutlich zu lange die Hand an der Hüfte und hält ihn fest. Das haben auch viele gesehen. Die Schiedsrichter sehen es nicht“, sagte er hinterher in der Pressekonferenz.
Direkt nach dem Timeout hatte sich Barloschky per Handschlag bei dem erschrockenen Ton-Mann entschuldigt. Eine sportliche Geste. Auch in Hinblick auf die Offiziellen betonte er: „Ich glaube nicht, dass die Schiedsrichter heute für etwas verantwortlich waren, was das Ergebnis angeht.“
Gleichzeitig nahm er die Schiri-Crew um Clemens Fritz (42) aber in die Pflicht: „Ich bin auch der Meinung, dass wir auf die Schiedsrichter Druck machen dürfen, weil sie einen sehr, sehr wichtigen Job in diesem Spiel haben. Und die müssen auch vorbereitet und on point diese Spiele leiten. Ein Spiel hier in Ulm mit der Physis ist schwer. Aber das ist ihr Job und das haben sie sich so ausgesucht. Und es zwingt sie auch keiner dazu, das zu machen.“
Zuvor hatte sich Barloschky schon über die – aus seiner Sicht – Sonderrechte von Ulms Rückkehrer Karim Jallow (27/Wade) ereifert: „Karim ist ein herausragender Verteidiger am Ball in dieser Liga und über diese Liga hinaus. Er spielt natürlich extrem physisch. Ich wundere mich manchmal, dass er mit vielen Dingen am Ball durchkommt. Ich glaube, dass er viel seine Hände benutzt. Natürlich wünsche ich mir da auch ein bisschen die Protection von den Schiedsrichtern.“
Nach verschlafenem Start hatten sich die Hamburger in die Partie gekämpft. Im Schlussviertel fehlte dann die Energie. Auch, weil Aufbauspieler Jaizec Lottie (26/muskuläre Probleme) kurzfristig ausfiel und ihn weder Leif Möller (21) noch Import Keondre Kennedy (24) ersetzen konnten. So verloren die Towers auch die zehnte Partie gegen ihren Angstgegner. Und Ulm bleibt zu Hause ungeschlagen.