Auch mehr als sieben Jahre nach seiner Einführung erregt der Videobeweis in der Fußball-Bundesliga an fast jedem Spieltag die Gemüter.
Jetzt wollen die DFB-Verantwortlichen um Projektleiter Jochen Drees (54) für mehr Transparenz und damit Verständnis bei den TV-Zuschauern sorgen. SPORT BILD erfuhr: Intern diskutiert wird ein Magazin-Format nur für den Videobeweis, in dem nach Abpfiff strittige Szenen anhand des Bildmaterials von Schiri-Experten, Trainern und Spielern aufgearbeitet werden. Das Besondere: Sogar der dazugehörige Funkverkehr zwischen dem Video-Assistenten (VAR) und dem Schiri auf dem Platz soll zu hören sein. Vorbilder sind schon existierende TV-Formate in der Premier League, LaLiga und Serie A.
Drees bestätigt: „Ein solches Magazin ist auch bei uns vorstellbar. Wir überlegen schon länger im Hintergrund, wie ein Format aussehen könnte, seitdem die Premier League damit gestartet ist. Das ist ein sehr interessantes Format, das einen Mehrwert darstellt für Leute, die sich mit dem Thema Video-Assistent beschäftigen.“
Produziert werden könnte das neue Magazin im DFB-Campus. Laut Drees zieht der Kölner Videokeller 2026 nach Frankfurt um, falls das DFB-Präsidium demnächst die vorliegenden Architekten-Vorschläge absegnet – wovon ausgegangen werden kann.
Die Premier League hat seit der Saison 2023/24 das Format „Mic’d Up“. Schiedsrichter-Chef Howard Webb (53) und Michael Owen (44), Ballon-d‘Or-Sieger 2001, analysieren die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und VAR. Das halbstündige TV-Format ist auch auf der Premier-League-Homepage und bei Sky Deutschland verfügbar.
In LaLiga gibt es die Veröffentlichung der VAR-Gespräche seit Januar 2024 eine Stunde nach Schlusspfiff in der DAZN-Sendung „VAR Confidencial“.
In der Serie A gibt es „Open VAR“ mit Original-Tonaufnahmen der Videobeweis-Gespräche.
In Deutschland bekommt man solche Einblicke bisher nur im Rahmen von Dokumentationen wie „Unparteiisch“. Beim deutschen DAZN stößt das italienische Format auf Interesse: „Wir tauschen uns regelmäßig mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen internationalen DAZN-Märkten aus“, sagt DAZN-Chefredakteur Michael Bracher (57), „der Wissenstransfer dabei ist enorm.“
Man prüfe laut Bracher, wie eine solche Sendung auf die Bundesliga übertragbar wäre: „Alle unsere Märkte und das jeweilige Fanverhalten unterscheiden sich naturgemäß voneinander – mal mehr, mal weniger. Deshalb möchten wir, bevor wir bezüglich der Realisierung solch einer DAZN-Show auch Gespräche mit lokalen Rechtepartnern führen, das Konzept erst einmal final für unseren Markt ausarbeiten.“