Sein linker Hammer war gefürchtet. Bei Gegnern, Trainern und Mitspielern.
Im Sommer 2022 beendete der frühere Handball-Nationalspieler Christian Zeitz (42) nach 22 Jahren seine Profi-Karriere. Jetzt wagt sich „CZ 20“ auf 236 Seiten „Raus aus der Deckung“.
So lautet der Titel der Zeitz-Biografie, die am 4. Dezember erscheint und von Daniel Duhr (40) aufgeschrieben wurde. SPORT BILD druckt vorab ein paar Auszüge.
„Ich schreibe die ungefilterte Wahrheit, die nicht jedem in jeder Zeile gefallen wird“, erklärt Zeitz gegenüber SPORT BILD. Interessant verpackt, nicht nur für Handball-Insider eine lesenswerte Lektüre.
Welt- und Europameister, neunmal Deutscher Meister, siebenmal Pokalsieger – Zeitz (u. a. 13 Jahre beim THW Kiel) ist der erfolgreichste deutsche Handballer, schaffte bereits als Zweitliga-Spieler (TV Östringen) den Sprung in die Nationalmannschaft.
Zeitz ist der erfolgreichste deutsche Handballer!
Ob 28 Kilo Übergewicht, 1500 Euro Strafe, eine über Jahrzehnte unentdeckte schwere Krankheit oder der Schichtdienst bei der Polizei – „Zeitzi“, wie er von vielen gerufen wird, spricht über sein spannendes Leben, seine Zickzack-Karriere und lässt auch Kollegen sowie Trainer zu Wort kommen. Schonungslos offen.
Ganz anders als sich der zumeist introvertierte Zeitz während seiner aktiven Zeit in der Öffentlichkeit präsentierte.
„Ja, das stimmt. Ich will nicht zu viel verraten, aber: Ich hatte gute Gründe, warum ich bei Interviews und Presseanfragen immer sehr vorsichtig war. Wer mein Buch liest, wird verstehen, wie ich auch in diesem Punkt zu dem geworden bin, der ich nun mal bin“, erklärt der Reiseverkehrskaufmann aus Heidelberg, der im Alter von fünf Jahren den ersten Handball-Kontakt hatte.
Zeitz: Die ungefilterte Wahrheit wird nicht jedem gefallen!
Der Familienvater erklärt, er habe „mit etwas Abstand zu meiner aktiven Karriere auch die Ruhe die Reife und die Gelassenheit, mein Leben ohne Groll und ohne Wut aufzuschreiben. Aber ist es auch kein Nachtreten – ganz im Gegenteil: Ich bin im Reinen mit mir und allen anderen und schaue positiv nach vorn“.
► Pfundiges Bürschchen! Zeitz schleppte bis 56 Pfund zu viel mit sich rum.
„Bis ins junge Erwachsenenalter hinein war ich immer leicht übergewichtig. Auch nach meinem persönlichen Aufstieg in die erste Mannschaft noch (…) Aber in meiner ersten Saison mit dem TSV Östringen platzte es dann aus meinem damaligen Trainer Michael Roth heraus: ’Das kann nicht sein, dass ein Spieler dicker ist als der Trainer!’
Meine Hemdgröße 44 bei der Bundeswehr sprach ebenfalls für sich. Und auch bei der Junioren-Nationalmannschaft waren meine überschüssigen Pfunde längst zum Thema geworden und gipfelten darin, dass ich kurzerhand von einem Lehrgang wieder abreisen musste.“
Zeitz, zwischendurch bei 112 Kilo, strich Bier, Hamburger, Pommes und Chips von seinem Speiseplan und nahm in wenigen Monaten 28 Kilo ab.
► Warum der Traum vom Beruf des Polizisten zerplatzte.
„Zwei Wochen durfte ich reinschnuppern. Ich fuhr bei der Wasserschutzpolizei auf dem Rhein mit, lernte den Innendienst kennen und war sogar mit auf Streife. Ich fand alles gut. Überhaupt nicht gut fand ich aber die Dienstzeiten: Schichtdienst. Das hieß: Als Polizist würde es immer wieder auch mal Schichten geben, in denen ich nicht zum Handball kann. Und schon hatte sich das Thema Polizei für mich wieder erledigt.“
► Champions-League Geldstrafe von 1500 Euro in Tschechow und eine teure Taxifahrt!
Reisepass-Wirbel im März 2013. Zeitz durfte nicht mit der Mannschaft nach Moskau fliegen, jettete allein hinterher. „Als ich endlich im Hotel ankam, war es schon lange dunkel. 22.30 Uhr. Training verpasst, Videoanalyse verpasst, Abendessen verpasst. Gleichzeitig aber freuten sich die Jungs sehr, mich zu sehen. Genauer gesagt: mich so spät zu sehen. Zu spät zu sehen (…) Ich hatte drei Termine verpasst. Bei uns kostete schon die erste Minute Verspätung 50 Euro, jede weitere dann 25 (…) auf maximal 500 Euro gedeckelt. Das hieß für mich: 3 × 500 gleich 1.500 Euro in die Mannschaftskasse.“
Dazu kamen weitere 200 Euro fürs Taxi vom Moskauer Flughafen zum Hotel. Die Mannschaftskasse freute sich …
► Ehefrau Nataliya sorgt für Gesundheits-Wende, Ärzte finden nicht entdeckte Krankheit!
„Gott sei Dank drängte mich Nataliya irgendwann – als es mit meiner Müdigkeit und meiner Leistung nicht besser wurde – dazu, die Beschwerden von einem Arzt abklären zu lassen. Und siehe da: Ich litt an einer bis dato nicht festgestellten, schweren Unterfunktion der Schilddrüse. Das erklärte alles. Müdigkeit, Leistungseinbußen, sogar meine Gewichtsprobleme im Jugend- und jungen Erwachsenenalter waren stoffwechselbedingt auf die Schilddrüse zurückzuführen.“
236 Seiten, Christian Zeitz hofft, dass die Leser des Buches „mich als den kennenlernen, der ich bin. Und dadurch auch verstehen, warum manche Dinge waren, wie sie waren. Im Positiven wie auch im Negativen, dass sie sich gut unterhalten fühlen und sie ein paar schöne Stunden haben auf der Reise durch mein Handballleben“.