Der Druck im Profi-Fußball ist immens. Muss man aushalten können, sagt BVB-Trainer Nuri Sahin, sonst ist man am falschen Ort.
Hat er Recht. Nur: Wie viel Druck halten seine Spieler aus? Und wie viel seine Bosse?
Vier Tage nach dem 2:5-Einbruch in der Königsklasse bei Real Madrid verliert Dortmund mit 1:2 beim FC Augsburg. Und schon wieder muss der junge Coach eine Niederlage erklären, die Verantwortung für seine Spieler übernehmen. Für eine blutleere Vorstellung, die nächste in einem fremden Stadion.
Für einen Nico Schlotterbeck, der vor dem 1:1 Augsburg-Torschütze Alexis Claude-Maurice überhaupt nicht angreift. Für Emre Can, der zur Pause für den angeschlagenen Waldemar Anton eingewechselt wird und vier (!) Minuten später mit einem Stockfehler das zweite Gegentor, wieder durch Claude-Maurice, vorbereitet.
(Auch) Sie haben ihren Trainer hängen gelassen.
Jahrelang war der BVB gefangen zwischen dem Anspruch, um die Meisterschaft mitspielen zu wollen, und der Realität, dass es da noch einen Verein namens FC Bayern gab. Das Mantra lautete: Wenn die Bayern mal schwächeln, müssen wir da sein.
Die Bayern schwächeln seit geraumer Zeit. Wer nicht da ist, ist der BVB. Angefangen bei der unglaublich bitteren Um-ein-Haar-Meisterschaft 2023, fortgesetzt vergangene Saison mit Platz fünf – 27 Punkten hinter Leverkusen.
Und jetzt? Sind die Dortmunder Sechster. Vier Siege, ein Remis, drei Niederlagen. Bundesliga-Durchschnitt, der von den zwei Siegen in der Champions League und einer guten Halbzeit in Madrid ein wenig maskiert wird.
Ist das die Weiter-Entwicklung, die die Klubführung von Sahin erwartet?
Die Bosse sprechen dem Coach (noch) die absolute Rückendeckung aus. Und werden sich an diesen Worten messen lassen müssen. Zu ihrem Trainer zu halten, auch in schwierigen Zeiten – das bedeutet Druck. Müssen sie aushalten können. Sonst sind sie am falschen Ort.