Der TVB Stuttgart aus der Daikin Handball-Bundesliga durchlebt eine schwere Krise.
Erst ein Sieg, Platz 17, Verletzungs-Sorgen, ein langjähriger Sponsor ist insolvent. Geschäftsführer [–>Jürgen Schweikardt [–>(44) musste vor zehn Tagen seinen Bruder [–>Michael Schweikardt[–> (41) nach einem Auftrag der Gesellschafter als Coach freistellen und übernahm das Trainer-Amt bis Saisonende selbst. Das Interview mit dem Doppel-Boss.
Stuttgarts Boss spricht über die Bruder-Entlassung
Ist die aktuelle Phase die schwierigste, die der TVB Stuttgart jemals in der Bundesliga durchlebt hat?
Schweikardt (denkt lange nach)[–>: „Da muss ich zurückdenken. Auf Anhieb fällt mir da nichts anderes ein. Es ist schon die schwerste Phase seit unserer Bundesliga-Zugehörigkeit, die wir gerade durchmachen. Die Gesamtgemengelage ist nicht einfach.“
Wie schwer ist es, als Geschäftsführer seinen Bruder als Trainer zu beurlauben?
Schweikardt[–>: „Das ist alles andere als angenehm. Das ist auch, warum ich es bei uns aktuell als so schwierig empfinde. Ich habe als Geschäftsführer des TVB Stuttgart schon die ein- oder andere Trainer-Entlassung durchführen müssen. Aber in dieser Konstellation war es besonders schwierig. Diese Entlassung war sicher die beschissenste.“
Wann war der Moment, als Sie erstmals über Konsequenzen auf der Bank nachgedacht haben?
Schweikardt:[–> „Bei der 20:33-Niederlage in Hannover hatte ich in der Anfangsphase wirklich noch die Hoffnung, dass wir unabhängig vom Ergebnis ein ordentliches bis gutes Spiel abliefern und den Weg gemeinsam weitergehen können. Wie das Spiel aber dann lief, war mir bewusst, wie sich das ganze entwickeln wird.“
Welchen Eindruck haben Sie von ihrer Mannschaft gewonnen?
Schweikardt[–>: „Die Spieler sind sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Ich weiß, dass sie bis zum Schluss gerne mit meinem Bruder zusammengearbeitet haben. Sie wissen, dass nicht die ganze Schuld bei ihm lag, sondern natürlich auch bei ihnen, natürlich auch beim Management. Die vielen langfristigen Verletzungsausfälle bei uns kommen noch hinzu. Das hatte alles Einfluss. Das führt zwangsläufig zu Verunsicherung und Verlust des Selbstvertrauens. Es wird unsere erste Aufgabe sein, das alles wieder zu stärken.“
Wie soll das klappen?
Schweikardt[–>: „Am Ende nur über Erfolge. Am Anfang werden wir versuchen, das ein- oder andere im Training anders zu gestalten, um wieder Hoffnung zu geben. Wenn aus Hoffnung irgendwann Erfolg wird, kann Selbstvertrauen daraus entstehen. Uns ist die Schwere dieser Aufgabe aber bewusst.“
Provokante Frage: Ist der TVB Stuttgart noch zu retten?
Schweikardt:[–> „Natürlich, da gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel. Dass das schwierig wird, steht außer Frage.“