So nah hat noch kein Trainer in der Easycredit Basketball Bundesliga ein Kamera-Team an sich herangelassen!
Für das Format „Gametime“ begleitete Sportstreaming-Sender Dyn (gehört wie BILD und SPORT BILD zur Axel Springer SE) 15 Stunden lang Benka Barloschky (36) von den Veolia Towers Hamburg am vergangenen Wochenende rund um das Heimspiel gegen den Syntainics MBC (75:96). In der 22-minütigen Doku gibt der jüngste Chef-Trainer der Liga tiefe Einblicke in seine Philosophie, Arbeitsweise und die Art, mit seinen Spielen umzugehen.
„Gerade die zwei Tage davor hatte ich schon ein mulmiges Gefühl“, sagt das Vereins-Urgestein (seit 2015 dabei) zu SPORT BILD. „Ich mag das einfach nicht so gerne, ich möchte nicht so gerne im Mittelpunkt stehen. Es ging mir überhaupt nicht darum, dass mir irgendjemand auf die Finger schaut oder irgendwelche Geheimnisse preisgegeben werden. Das ist mir alles relativ egal. Aber mir ist es persönlich einfach unangenehm. Aber als es dann so weit war, ging es sehr, sehr schnell, dass ich daran nicht mehr gedacht habe.“
Ungewöhnlich: Familien-Vater Barloschky fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit – auch bei norddeutschem Schietwetter! Und nach Spielen nachts im Dunkeln wieder nach Hause. Seine Wohnung im Stadtteil Wilhelmsburg liegt rund eine Rad-Viertelstunde von der Halle und der Geschäftsstelle entfernt.
TV-Doku mit ungewöhnlichen Einblicken: Towers-Trainer Benka Barloschy fährt mit dem Rad zur Arbeit
Jeden Spieltag beginnt Barloschky um 8.30 Uhr mit seinen Co-Trainern Stanley Witt (29) und Jacob Hollatz (25) mit einer gemeinsamen Jogging-Runde. Über dem Inselpark im Stadtteil Wilhelmsburg liegt dichter Nebel. „Ich genieße das sehr, den Tag so zu starten und mit den Jungs zusammen zu sein“, erzählt der gebürtige Bremer.
Bei der anschließenden Besprechung verrät er den jungen Kollegen, wie sehr ihn ein Satz von Bayern-Trainer Gordon Herbert (65) beeindruckt hat: „Der hat gesagt: ‚Wir müssen zu dem Punkt kommen, an dem wir erwarten zu gewinnen.‘ Das ist geil! Du brauchst die Erwartungshaltung an dich selber.“
Typisch für seinen eigenen Stil: „Ich will erst mal, dass alle gerne zur Arbeit kommen. Dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen kommen, dass sie Spaß daran haben, was sie tun.“
Während des Morgen-Trainings kommuniziert Barloschky viel und fordert auch von seinen Profis ein, laut zu sein. Zudem bezieht er die Spieler in Entscheidungen mit ein: „Ich glaube an Eigenverantwortung. Ich möchte meine Spieler zu eigenverantwortlichem Handeln erziehen oder irgendwie hinpushen und sie niemals aus der Pflicht herauslassen.“
Sobald das Spiel beginnt, ändert Barloschky dann merklich die Ansprache: „Im Training bin ich sehr, sehr direkt, sehr ehrlich und kann auch echt nervig sein, wenn Sachen nicht umgesetzt werden“, sagt er ehrlich. „Aber in dem Moment, wo wir die Trikots anziehen und WIR gegen die ANDEREN spielen, tue ich alles, um die Mannschaft zu unterstützen.“
Tatsächlich zieht er das auch in der desolaten Partie gegen Weißenfels durch, wird an der Seitenlinie nie negativ – auch wenn er lautstark mit der Schiedsrichter-Crew diskutiert. Ganz offen gesteht er: „Wenn ich das Gefühl habe, es muss jetzt mal eine Message kommen, dann mache ich das. Und dann kann ich, glaube ich, auch unangenehm sein. Das tue ich dann aber gerne. Denn im Endeffekt geht es nur darum, das Spiel zu gewinnen und der Mannschaft zu helfen. Und das wissen die SchiedsrichterInnen auch. Übrigens: Ich glaube auch nicht, dass sie das persönlich nehmen.“
Er selbst nimmt Klatschen wie gegen den MBC allerdings sehr persönlich. Als in der Arena längst die Putz-Kolonne wirbelt, sieht man Barloschky hinter der Scheibe im hell erleuchteten Trainer-Büro sitzen. „Nach Niederlagen schlafe ich generell nicht besonders gut.“ Dann seufzt er: „Es wird schon eine schwere Nacht …“