Für diesen Kampf kehrt Mike Tyson (58) auf seine dunkle Seite zurück.
Die Box-Legende bezeichnet sich selbst als gespaltene Persönlichkeit. Abseits des Rings sei er der zurückhaltende Familienmensch. Doch gerät er in einen Kampf oder trinkt Alkohol, verwandelt er sich in eine Kampfmaschine: „Dann kehrt ,Iron Mike‘ zurück, und ich breche aus den Handschellen aus. Ich wünschte, ich könnte diesen Typen in mir stoppen. Er verfolgt mich. Wäre dieser Typ doch nur tot, aber jetzt ist er wieder da.“
In der Nacht zum Samstag steigt „Iron Mike“, so sein Spitzname aus legendären Zeiten als Schwergewichts-Weltmeister, in den Ring. Im Football-Stadion der Dallas Cowboys ist sein Gegner der YouTuber und Hobby-Boxer Jake Paul (27).
„Ich gehe in den Kampf mit bösen Absichten. Ich will diesem jungen Mann wehtun!“, verkündet Tyson. Das Duell werde nicht lange dauern: „Sobald ich ihn mit einem Schlag erwische, wird er davonlaufen wie ein Dieb.“
Tyson vermutet, dass ihn Paul nicht ernst nimmt: „Er ist ein künstlich hergestellter Killer, ich bin von Natur aus ein Killer!“, sagt die Box-Legende.
Gekämpft wird nach Spezialregeln: Es geht über acht Zwei-Minuten-Runden. Die Handschuhe sind mit 14 Unzen (397 Gramm) schwerer und gepolsterter als normale, die 283 Gramm wiegen. Das Duell zählt als regulärer Box-Kampf in die Karriere-Bilanz.
Tysons Gesundheitszustand wird vor dem Kampf noch einmal durchgecheckt. Beide Boxer müssen Doping-Tests machen. Ein erster Termin für das Duell musste abgesagt werden, weil Tyson bei einem Flug Probleme mit einem Magengeschwür hatte. Er beteuert: „Ich fühle mich großartig, bin gut vorbereitet und werde Jake Paul auf glorreiche Weise ausknocken.“
„Ich will nicht im Krankenhaus, sondern im Ring sterben“
Im Trailer für den Kampf verkündet er: „Ich will nicht im Krankenhaus, sondern im Ring sterben.“
Von Tyson kursieren Sparring-Videos im Internet, in denen er einen Trainingspartner mit einem linken Haken zu Boden schlägt. Der Ex-Weltmeister brüllte: „In mir steckt noch viel. Ich lege gerade erst los.“ Wie inszeniert das Ganze ist, bleibt offen.
Auch Paul zeigt solche Videos, in denen er einen Schwergewichtskämpfer ausknockt. Der YouTuber ist mit 1,85 Meter sieben Zentimeter größer als Tyson, sagt: „Ich will sehen, ob es in mir steckt, eine der größten Box-Ikonen zu besiegen.“
Die Gegner von Paul waren bisher andere YouTuber, Kampfsportler aus dem Mixed-Martial-Arts-Bereich sowie zweitklassige Boxer. Er gewann zehn Kämpfe, verlor nur gegen Tommy Fury (25), den Halbbruder von Ex-Weltmeister Tyson Fury (36), nach Punkten.
Letztes Tyson-Comeback brachte 80 Mio. Dollar ein
Tyson, der 2005 seine Profi-Karriere beendet hatte, startete bereits 2020 ein Kurz-Comeback für einen Showkampf gegen Ex-Weltmeister Roy Jones junior (55). Es ging ebenfalls über acht Zwei-Minuten-Runden. Tyson sah eigentlich besser aus, es gab trotzdem ein Unentschieden. Der Kampf wurde von 1,6 Millionen Fans als Pay-per-View gekauft und soll mehr als 80 Millionen Dollar eingebracht haben.
Auch jetzt winkt das große Geld: Die Rechte an dem Kampf sicherte sich die Streaming-Plattform Netflix (Start 2 Uhr nachts, Kampf gegen 5 Uhr). In den Tagen vor dem Duell gibt es eine dreiteilige Dokumentation über die Vorbereitung.
Die Tickets verkauften sich nicht so schnell wie erhofft. Zwar gingen zum Start 35.000 Karten weg, aber danach stockte der Verkauf. Am Ende gab es Preisnachlässe, um die 80.000 Tickets loszuwerden. Teuer blieben die Plätze am Ring mit 10.000 Dollar bis 50.000 Dollar für ein VIP-Paket.
Wie viel am Ende für beide Kämpfer genau herausspringt, ist offen. 80 Millionen Dollar (75 Mio. Euro) sollen im Topf sein. Paul verkündete: „Ich bin hier, um 40 Millionen Dollar zu verdienen.“ Tyson sagte, dass er eigentlich genug Geld durch seine Cannabis-Firma verdiene: „Aber nur auf die Schecks zu warten ist Mist. Manchmal will ich einfach sehen, wer ich wirklich bin und was ich draufhabe.“
Und seine dunkle Seite zeigen.