Sven Hannawald fête ses 50 ans – « Sans aide, j’aurais affronté le sort d’Enke »


SPORT BILD: Herr Hannawald, bei der Vierschanzen-Tournee 2001/02 gewannen Sie alle vier Springen mit der Startnummer 50. An diesem Samstag werden Sie 50 Jahre alt. Ist das eine Glückszahl für Sie?

Sven Hannawald (49): Es war damals ja auch noch die 50. Tournee. Eigentlich sind 7 und 13 meine Glückszahlen. Mit diesen Startnummern habe ich meine ersten Weltcups gewonnen. Beim Fußball nehme ich auch immer die 13. Die will sonst niemand. Und die Ronaldo-­Nummer 7 maße ich mir nicht an. Aber die 50 ist ein größerer Einschnitt als zum Beispiel mein 40. Geburtstag. Ein halbes Jahrhundert – jetzt bin ich endlich weise und erfahren (lacht).

Fühlen Sie sich wie 50?

Im Kopf fühle ich mich jünger, aber körperlich merke ich schon, dass gewisse Dinge länger dauern, gerade beim Sport. Ich muss mehr investieren, um fit zu werden.

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Quelle: BILD

Wie viel Sport machen Sie noch?

Ich habe bei mir zu Hause einen kleinen Fitnessraum, da gehe ich zwei- bis dreimal pro Woche rein. Ich muss meine Muskeln trainieren, sonst spüre ich als Folge meiner Karriere die Wehwehchen an Knie und Rücken. Mit unserem Zwergpudel Nala gehe ich ab und zu joggen. Außerdem habe ich das Klettern und Bouldern für mich und meinen Sohn Glen entdeckt. Und ich hoffe, bald wieder regelmäßig im Verein Fußball zu spielen. Das geht aber erst, wenn die Kinder etwas älter sind (Sohn Glen ist 7, Tochter Liv 5; d. Red.). Beim TSV Neuried habe ich ja zuletzt bei den Alten Herren gespielt. Ich war rechter Verteidiger und bin die Außenbahn hoch- und runtermarschiert.

Wie viel Kilo haben Sie seit dem Karriereende 2005 ­zugenommen?

Zwölf. Aktuell liege ich zwischen 75 und 76 Kilo. Ich würde gern auf 80 rauf, aber das schaffe ich einfach nicht.

Früher gab es Magersuchtgerüchte um Sie …

Als ich 60,5 Kilo hatte, war ich sicherlich im Grenzbereich und habe mich nicht mehr wohlgefühlt. Aber ich war niemals magersüchtig. Zu unserer Sportart gehört dazu, schlank zu sein. Wenn du den Springern heute das T-Shirt ausziehst, sehen sie genauso aus wie ich damals. Da hat sich nichts geändert, trotz BMI-Regel.

Nehmen Sie Faltencreme?

Ich glaube nicht an Anti-Aging-Cremes. Aber seit Kurzem nehme ich eine Nachtcreme, die reichhaltiger sein soll. Ansonsten bemühe ich mich, viel Wasser zu trinken. Das soll ja auch gut sein für die Haut.

Färben Sie Ihre Haare?

Noch nicht. Aber wenn die grauen Flecken größer werden, würde ich darüber nachdenken.

Käme eine Haartrans­plantation infrage?

Würde ich nicht ausschließen. Ich verurteile das nicht, auch Schönheits-OPs nicht. Wenn es Leuten hilft, sich besser zu fühlen, ist es doch gut.

Im Winter sieht man Sie an den Wochenenden als ARD-Experten im Fernsehen. Was machen Sie im Sommer?

Ich habe mit der AOK Bayern eine Partnerschaft, bei der ich regelmäßig über meine Erfahrungen mit Burn-out spreche. Das sind bis zu 20 Termine von April bis Oktober in den AOK-Direktionen oder bei Firmen. Das Thema ist aktueller denn je, die Zahlen der Burn-out-Fälle schießen in die Höhe.

Was erzählen Sie den Leuten?

Dass sie auf ihre innere Stimme hören und Warnsignale ernst nehmen sollen. Wenn Belastung und Druck zu stark werden, man nur noch von außen gesteuert wird, rächt sich das irgendwann. Aber die meisten hören immer noch nicht auf ihr inneres Navigationssystem. Sprüche wie „Das vergeht wieder“ und „Nur die Harten ­kommen in den Garten“ sind kompletter Blödsinn. Man muss sich Freiräume schaffen und bei permanenter Ausgelaugtheit und länger anhaltenden depressiven Phasen keine Scheu davor haben, zum Arzt zu gehen.

Haben Sie das damals zu spät getan?

Absolut. Im Februar 2004 habe ich die Saison vorzeitig beendet und bin in den Urlaub nach Spanien geflogen. Dort bin ich dann zusammengeklappt. Ich bin in die Psychosomatische Klinik Bad Grönenbach gekommen, wo ich in den ersten zwei Wochen Psychopharmaka bekam, um überhaupt die nächste Nacht zu überstehen. Hätte ich mich damals nicht direkt in die Klinik begeben, hätte mir das gleiche Schicksal wie Robert Enke später (Selbstmord 2009) gedroht. Zum Glück wurde mir geholfen, und ich bin auf eine Bahn gekommen, wo ich wieder Spaß am Leben hatte.

Hatte das ständige Hungern damals Einfluss auf Ihre ­Psyche?

Es war vielleicht der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Aber der ständige Leistungsdruck und der eigene Perfektionismus waren viel größere Faktoren.

Treffen Sie Vorsichtsmaßnahmen, damit Sie nicht wieder einen Burn-out erleiden?

Ja. In jeder Woche schaffe ich mir meine Freiräume, wo ich Zeit für mich habe. Ich achte genau darauf, wie ich meine Termine lege und mache nicht mehr zehn Dinge gleichzeitig. Ich verschaffe mir Luft zum Atmen. So überstehe ich auch Phasen, wo es zeitweise stressig wird. Und die Basis ist ganz klar meine Familie. Das ist der Unterschied zu früher. Damals habe ich es nicht mal unter einen Hut bekommen, Leistungssportler zu sein und gleich­zeitig eine Freundin zu haben. Ich habe ständig nur an meinen Sport gedacht.

Wie lange läuft Ihr Vertrag bei der ARD?

Nach alter Tradition werden dort meistens nur Ein-Jahres-Verträge geschlossen. Von daher läuft es immer bis zum Ende einer Saison. Ich hoffe natürlich, dass es noch etwas länger geht, bis ein jüngerer Experte nachkommt. Daher baue ich mir aber auch gerade ein weiteres Standbein auf.

Nämlich?

Ich bin einer von drei Teilhabern eines Fitness-Studios „Clever Fit“ im österreichischen Imst. Mitte September war die Eröffnung. Die Themen Sport und Gesundheit passen zu mir, daher bin ich dort gern mit dabei.

Ihr alter Konkurrent ­Noriaki ­Kasai springt mit 52 Jahren immer noch. Würden Sie noch heil die Schanze runterkommen?

Da bin ich mir nicht sicher. Skispringen ist ein Vertrauenssport. Dieses Vertrauen habe ich nicht mehr. Von daher lasse ich es lieber.

Wann genau sind Sie das letzte Mal von einer Schanze gesprungen?

Offiziell im Februar 2004 in Salt Lake City. Insgeheim bin ich im November 2004 noch einmal in Hinterzarten gesprungen. Ich wollte testen, wie es sich anfühlt, ob es nicht doch noch einmal geht. Dass ich nicht noch einmal die ­Vierschanzen-Tournee gewinne, war mir klar. Aber mein Traum war es, mir den Skiflugweltrekord zu holen. Doch ich merkte sofort, dass es vom Körper her nicht mehr geht.

Sie werden auf ewig der ­Skispringer bleiben, der als Erster alle vier Springen der Tournee gewonnen hat. Welches Bild kommt Ihnen als Erstes in den Kopf, wenn Sie an damals zurückdenken?

Zum einen, wie Bundestrainer Reinhard Heß den Hut vor mir zieht. Zum anderen der Moment, wo ich oben auf dem ­Podium mit dem Pokal in der Hand stehe und vor mir die Massen sehe und die deutsche Nationalhymne genieße. Wenn ich darüber spreche, läuft es mir sofort ­wieder kalt den Rücken hinunter.

Wie feiern Sie am Samstag Ihren 50. Geburtstag?

Ich starte bei der Wok-WM in Winterberg. Das kommt mir sehr gelegen, denn ich bin kein großer Feier-Meister. Ich hätte sowieso nicht recht gewusst, was ich zu Hause machen soll. Es wird also ein spektakulärer Sprung ins nächste halbe Jahrhundert …



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