Nuri Sahin (36) war sichtlich bedient, als er am Sky-Mikrofon die 1:2-Pleite in Augsburg analysieren sollte. „Wir kassieren zu viele einfache Gegentore“, haderte der BVB-Coach: „Wir begleiten nur und stechen nicht zu.“ Die Mannschaft sei „sehr verkopft gerade, das muss runterwandern in den Bauch, wir müssen mit Bauchgefühl Fußball spielen, nicht mit Kopfkino.“
Der junge Coach suchte in dem Interview nach Worten, während er gleichzeitig Lösungen finden muss – damit sich der strauchelnde BVB stabilisiert, seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden kann.
Sky-Experte Dietmar Hamann (51) hatte Mitgefühl mit Sahin, der Ex-Nationalspieler sagte, er wolle „auch keine Trainer-Diskussion starten. Er ist ein junger Trainer, du musst ihm Zeit geben. Die Frage ist: Wie viel Zeit wirst du ihm geben?“
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Dortmunder Mannschaft zumindest phasenweise in einem desolaten Zustand präsentierte. Hamann: „Gegen Stuttgart, gegen Bochum in der ersten Halbzeit, bei Union Berlin, die zweite Hälfte in Madrid – fast in jedem Spiel eine halbe Stunde, eine Halbzeit oder mehr, wo sich die Mannschaft gefühlt in ihre Einzelteile auflöst.“
Und jetzt auch in Augsburg. Dortmund war früh durch Donyell Malen in Führung gegangen (4.), doch die Gastgeber drehten die Partie durch zwei Treffer von Alexis Claude-Maurice (25., 50.).
Hamann über Sahin: „Er ist ein unheimlich sympathischer junger Mann, fachlich gut, war ein toller Spieler, hat das Spiel verstanden, nur: Es gehört mehr dazu, eine Mannschaft oder auch einen Verein zum gewissen Teil zu führen. Und im Moment ist die Mannschaft nicht so vereint, wie es nötig ist, um in Madrid zu bestehen. Und wie sie im Moment unterwegs sind, sind sie nicht mal in der Lage, in Augsburg zu bestehen.“
Hamanns Fazit: „Unantastbar ist er nicht mehr, dafür ist der Saisonstart einfach zu schlecht gelaufen.“