Chronique «Mon Bayern» – Ce que Kompany a devant Nagelsmann


„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.

Lieber Hansi Flick, lieber Vincent Kompany,

gerne nenne ich euch beide in einem Atemzug. Denn mit Deinem Abschied, Hansi, ist 2021 beim FC Bayern das Lachen gegangen. Mit Dir, Vincent, ist es 2024 wieder gekommen. Und nun am Mittwoch seid ihr im Stadion Camp Nou Gegner. Du, der mit den Bayern 2020 die Champions League gewonnen hat, sogar das sogenannte Sextuple, also Meisterschaft, DFB-Pokal, DFB-Supercup, Uefa-Supercup, Weltpokal und als Krönung von allem die Champions League, die jetzt auch Du, lieber Vincent, am 31. Mai beim Finale in der Allianz-Arena („Finale dahoam“) gewinnen sollst/musst/willst.

Doch zunächst mal zu diesem brisanten Spiel am Mittwoch in der Liga-Phase (früher nach altem Modus Gruppenspiel), vor dem ihr euch beide freundlich lächelnd begrüßen werdet. Und auch danach werdet ihr, obwohl beide einen Sieg bitter nötig haben, keine Feinde sein. Das menschenfreundliche Lächeln gehört bei euch beiden Trainern zur Grundausstattung wie die Lehre vom sauberen Passspiel, das die Bayern-Profis einst beim Holländer Louis von Gaal (2009 bis 2010) bis zur Perfektion erlernt haben. Van Gaal fehlte so ein kleines bisschen dieses Menschenfreundliche, das auch Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld so auszeichnete. Mit einem Wort „Empathie“ genannt.

Ich will damit nicht sagen, dass der jugendlich forsche Julian Nagelsmann und der manchmal leicht vergrämte Thomas Tuchel schlechte Trainer waren, beide sind große Könner ihres Fachs. Doch ein bisschen was fehlte eben. Sogar Pep Guardiola, der größte aller Trainer, musste manchmal kämpfen, um höflich rüber zu kommen, falls er denn wollte.

Es geht um seinen VertragWann die Musiala-Entscheidung fällt

Quelle: BILD

Deshalb wollten die Bayern ja auch Dich, lieber Hansi, wieder zurückholen als Tuchel-Nachfolger. Die Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten Dir nur allzu gerne wieder die Macht über die Spieler gegeben, wenn nicht Max Eberl, der neue Sportchef, unbedingt etwas Neues auf die Beine stellen wollte. So platzte Dein Comeback, lieber Hansi, obwohl Du schon voller Pläne warst, wie es beim FC Bayern nach einem Jahr ohne Titel wieder ganz nach oben gehen soll. Und so kamen die Bayern eben auf Dich, lieber Vincent Kompany, weil sich Dein Lehrmeister, der ManCity-Trainer Pep Guardiola, bei Rummenigge so für Dich ins Zeug gelegt hatte, als ginge es um seinen eigenen Job (natürlich hätten ihn die Bayern mit Kusshand genommen…). Auf Dich, den Typen Kompany, der sehr viel verlangt, dabei jedoch nie übersieht, dass es Menschen sind, die er quält. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen, die nie zu scherzen verlegen sind, nie zusammengekniffen.

Das Schöne an euch beiden ist, dass die Spieler nicht zu Arschkriechern herabsinken müssen. Dass sie alle, oder sagen wir mal fast alle, gleich viel wert sind. Dass der damals 17-jährige Jamal Musiala bei Dir, Hansi, zum jüngsten Bundesligaspieler, jüngsten Torschützen, jüngsten Champions-League-Schützen der Bayern-Geschichte wurde. Und beim legendären 8:2-Sieg im Viertelfinale gegen den FC Barcelona erstmals zum Kader gehörte. Seit jenem 8:2 am 14. August 2020 bist Du, lieber Hansi, für die Fans in Katalonien ein Trainer-Heiliger, Schreckgespenst und Liebling zugleich. Es freut mich riesig für Dich, dass Du, nachdem Dich die Bayern haben fallen lassen, bei einem der größten Klubs der Welt diesen Job bekommen hast. Und dass Du dort, was die wenigsten Dir zugetraut haben, trotz der mächtigen Konkurrenz von Real Madrid, mit dem Ex-Bayern Robert Lewandowski Erfolge feierst. Und dass es am Mittwoch zu diesem Riesen-Torjäger-Duell Lewandowski gegen Harry Kane kommt.

Auch wenn ihr beide nach dem neuen Modus das Achtel-, Viertel-, Halb- oder das Finale erreicht – am Ende wird einer traurig sein. Hansi oder Vincent? Ich würde euch beiden den silbernen Henkelpott gönnen. Doch jetzt erst mal ein Giganten-Spiel. Hoffentlich mit dem 17-jährigen Europameister Lamine Yamal. Und Jamal Musiala. Leider hinken beide nach Verletzungen noch etwas hinterher.



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