Gegen die Türkei reicht es auch mit zwei weiteren Ausfällen!
Die deutsche Nationalmannschaft schnappt sich die nächsten zwei Punkte in der EM-Qualifikation – siegt in Ankara 36:29 (20:14).
Schlechte Personal-Nachrichten vor dem Anpfiff: Christoph Steinert (34, HC Erlangen) hat sich im Training an der rechten Hand verletzt und einen Mittelhandbruch erlitten. Kapitän Johannes Golla (27, SG Flensburg-Handewitt) ist aufgrund muskulärer Probleme nicht mit nach in die Türkei gereist. Damit fehlen insgesamt acht Nationalspieler (Knorr, Köster, Weber, Hornke, Michalczik, Semper) verletzt.
Weitere Änderungen: Keeper Joel Birlehm (27, TSV Hannover-Burgdorf) und Rückraum-Talent Max Beneke (21, Füchse Berlin), die für das Schweiz-Spiel (35:26) aus dem Kader gestrichen wurden, sind gegen die Türkei dabei. Für Ersteren musste David Späth (22, Rhein-Neckar Löwen) weichen.
Verdient: Weltklasse-Keeper Andreas Wolff (33, THW Kiel) führte die deutsche Mannschaft erstmals als Kapitän aufs Parkett.
Unsere DHB-Jungs starten überraschend nervös in die Partie. Die Türkei geht zunächst in Führung. Erst in der 9. Minute bringt Justus Fischer (21, Hannover-Burgdorf) Deutschland zum ersten Mal in Front (3:2). Und ab dann geht die Post ab: Fünf Minuten später führt das DHB-Team mit sechs Toren (9:3). So hatten sich das die Fans eher vorgestellt.
Doch die Außenseiter aus der Türkei lassen sich nicht hängen, kommen wieder etwas ran (10:14/24.). Auch, weil sich die DHB-Jungs einige Ungenauigkeiten leisten. Bundestrainer Alfred Gislason (65) nimmt die erste Auszeit und bringt sein Team wieder in die Spur. Schnell führt Deutschland mit sieben Treffern (17:10/26.). Zur Pause steht es standesgemäß 20:14.
Rechtsaußen Timo Kastening (29, MT Melsungen) analysiert treffend in der Halbzeit am ARD-Mikrofon: „Ich glaube, dass wir verdient führen. Ich glaube, dass wir wenig PS auf die Platte bekommen bislang. Da geht noch ein bisschen mehr. Trotzdem kontrollieren wir das Spiel – auch wenn unsere Abwehr so ein bisschen zu löcherig ist.“
Der Linkshänder schiebt hinterher: „Ich glaube, da müssen wir deutlich kompakter stehen in der zweiten Halbzeit. Ich glaube, unser Tempospiel funktioniert ordentlich, unser Angriffsspiel funktioniert ordentlich. Aber insgesamt geht da noch ein bisschen mehr.“
So richtig gelingen mag das nicht. Nach 42 Minuten ist die Türkei wieder auf drei Tore dran (21:24). Und Gislason nimmt die nächste Auszeit. Erst spricht er ruhig mit seinen Spielern, dann rastet der Isländer komplett aus, brüllt: „Hey Jungs, hey. Hört mal zu. Verdammt noch mal. Ihr müsst ein bisschen mehr Gas geben und in den Zweikämpfen mehr reingehen. Das macht ihr nicht. Ihr spielt nur den Ball. Also geht dahin, wo es weh tut.“
Die DHB-Stars nehmen sich seine Worte zu Herzen, siegen am Ende 36:29. Bester deutscher Werfer ist erneut Lukas Zerbe (28, THW Kiel) mit acht Toren. Mit mehr Konzentration wäre ein noch klarer Sieg drin gewesen …
Nach der Partie erklärt Gislason seinen Ausraster bei der ARD: „Wir haben wirklich einen dummen Fehler nach dem anderen gemacht – ohne Richtung Tor zu gehen. Und wecken die Halle und die türkische Mannschaft auf und geben denen Hoffnung, was eigentlich nicht passieren darf.“