Anderthalb Jahre hatten die Veolia Towers im EuroCup nicht mehr zu Hause gewonnen. Jetzt ist der Fluch gebrochen. Nach fünf Pleiten in Serie schlugen Hamburgs Basketballer im zweithöchsten europäischen Wettbewerb Turk Telekom Ankara mit 89:77 (43:39) – und holen dank einer überragenden Team-Leistung den ersten Heimsieg seit dem 21. März 2023 (89:87 gegen Trento/Italien)!
„Es fühlt sich fantastisch an. Ich bin so stolz auf die Jungs. Sie haben sich endlich belohnt“, freute sich Trainer Benka Barloschky (36). „Wir haben mit einer unglaublichen Energie gespielt, das war eines unserer besten Spiele.“
Dabei fehlten den Towers gegen den Zehnten der türkischen Süper Lig weiter die drei „Großen“ Zsombor Maronka (22/Knöchel), Benedikt Turudic (27/Nacken) und Jan Niklas Wimberg (28). Wimberg machte nach seinem Beinbruch in der Vorbereitung immerhin zum ersten Mal das Aufwärmprogramm mit.
Dafür wuchs 2,08-Meter-Center Kur Kuath (26) über sich hinaus – und trug mit 15 Punkten und 9 Rebounds entscheidend zum Erfolg bei. „Es war ein guter Kampf heute“, sagte das Block-Monster. „Die kleinen Details haben den Unterschied gemacht. Und meine Jungs waren heute Hunde.“
Die Hamburger legten einen Traumstart hin und führten nach der besten Viertelstunde ihrer bisherigen EuroCup-Saison mit 40:24! Weil sie vor 1838 Fans die Duelle um Abpraller gewannen, stark verteidigten und auf den Ball aufpassten.
War das wirklich dieselbe Mannschaft, die am Wochenende in der Easycredit BBL mit 75:96 gegen den MBC verklatscht hatte? Die Antwort: Ja! Die Wende brachte eine schonungslos ehrliche Video-Sitzung – und ein Team-Essen!
Towers feiern Euro-Überraschung! Warum Brokkoli die Wende brachte …
„Wir haben viel gequatscht, um Basketball mal einfach aus dem Kopf zu kriegen“, erzählte Osaro Jürgen Rich (26). „Und sind dann mit frischer Energie ins nächste Training gegangen. Das hat gutgetan.“ Was es zu Essen gab? „Huhn, Nudeln mit Tomatensoße und Brokkoli. Ich bin Brokkoli-Fan. Ich find Brokkoli so geil. Das ist echt was Heftiges!“
Die Türme ließen sich auch von einem 13:0-Lauf der Gäste im zweiten Viertel nicht beeindrucken, machten nach der Halbzeitpause einfach weiter – und bauten den Vorsprung dank des starken Rich wieder aus (53:39/25.). Der Rückkehrer, der meist von der Bank als Energie-Geber kommt, machte sein bestes EuroCup-Spiel und war mit 16 Punkten zum ersten Mal sogar Top-Scorer.
Sechs Minuten vor Schluss lagen die Hamburger mit 18 Punkten vorn (76:58). Die Entscheidung? Jein …
Denn Ankara kam noch mal ran. Doch die Towers belohnten sich mit viel Herz und holten den ersten Euro-Sieg der Saison. Entscheidend: 19 Offensiv-Rebounds und nur 11 Turnover (Ankara 20).
Dennoch gab es einen Hamburger Verlierer: Ismet Akpinar (29). Der Aufbauspieler wurde im Hamburger Stadtteil Eppendorf groß, durchlief den Nachwuchs von Towers-Vorgänger Piraten Hamburg, spielte eine Saison für Rist Wedel und verließ dann seine Heimatstadt – ein Jahr, bevor die Türme ihren Spielbetrieb aufnahmen. Nun kehrte der verlorene Sohn mit Ankara zum ersten Mal als Gegner zurück. Auf der Tribüne bei diesem besonderen Spiel: Freunde und Familie.
Seinen letzten Auftritt im Inselpark hatte Akpinar (43 Länderspiele) mit der Nationalmannschaft gehabt. Doch mit dem Start der goldenen Ära von Gordon Herbert (65) 2022 war Akpinar nach Krach mit dem DBB seinen Stammplatz hinter NBA-Star Dennis Schröder (31) los. Auch gegen die Towers spielt er unauffällig. Barloschky tröstend: „Er bleibt für immer ein Teil der Geschichte der Hamburg Towers.“
Für die Türme wird’s auch in der Easycredit BBL nicht leichter. Da müssen sie Samstag bei Ratiopharm Ulm ran (20 Uhr, Dyn). Ob dann Patrick Heckmann (32) weiter dabei ist, ist noch unklar. Sein Zeitvertrag läuft am 31. Oktober aus. Barloschky: „Es ist kein großes Geheimnis, dass wir Patrick sehr gerne mögen und er sehr gerne hier ist. Ob wir eine Lösung finden, ist aber noch offen.“