Auf die Fan-Pfiffe reagierte Gerardo Seoane (46) auf seine typisch stoische Schweizer Art. „Ich habe sie nicht mitbekommen, deshalb machen sie auch nichts mit mir.“ Bei der Durchsage der Mannschaftsaufstellung hatte es vor allem gegen ihn und Kapitän Julian Weigl (29) lautstarke Proteste gegeben. Mit dem 4:1 gegen Bremen hat Seoane die ungewöhnlich tiefen Risse zwischen Klub und Fans immerhin notdürftig geflickt – und seinen eigenen Job gerettet.
Statt in der Krise ist Gladbach plötzlich auf Kurs – der aktuelle neunte Platz ist die Saison-Vorgabe.
Dafür gibt es vier wichtige Gründe:
1. [–>Stürmer Tim Kleindienst (29). Der Neu-Nationalspieler hatte nach dem Pokal-Aus in Frankfurt (1:2) die schlechte Gladbacher Strafraum-Besetzung bemängelt. Ein Punkt, der unter der Woche angesprochen wurde. Seoane beorderte mit Alessane Pléa (31), Robin Hack (25) und Rocco Reitz (22) drei Profis zurück in die Startelf, die immer wieder Wege in die Tiefe suchen. Gegen Werder wurde Kleindienst beim Stand von 4:0 sofort ausgewechselt. Grund: Die Gladbacher sind so abhängig von ihm, dass sie keine Verletzung bei ihm riskieren dürfen.
2.[–> Vergangene Saison verspielte Gladbach 31 Punkte nach Führungen, diese Saison noch keinen. Virkus: „Entscheidend ist, dass wir die Dinge, die wir uns herausspielen, auch zu Ende spielen. Die Mannschaft ist im Vergleich zur letzten Saison deutlich weiter, weil sie sich von kleinen Dingen nicht zurückwerfen lässt.“
3. [–>Zuletzt belohnte Seoane die verbesserten Trainingsleistungen von Florian Neuhaus (27) mit Einsätzen, schloss so vorerst ein Diskussions-Thema.
4. [–>Seoane nahm auch keine aktionistischen Änderungen in den Abläufen vor, als Spieler Fehler machten.
Ganzes Stadion feiert ihnSO emotional lief der Kramer-Abschied
5.[–> Mit Lukas Ullrich (20) kratzt endlich wieder ein Talent am Stammplatz. Den Linksverteidiger baute Seoane im Hintergrund auf, feilte im Einzeltraining mit ihm vor allem am Verhalten beim ersten Ballkontakt.
Der Trainer hat vorerst die Wende geschafft. Und er hat sein Standing bei den Bossen gefestigt. Auch, weil er sich nie über Verletzungsausfälle oder die aufgrund der knappen Finanzlage fehlenden Verstärkungen beklagte. Jetzt muss Seoane nachlegen, um die Fans auch dauerhaft auf seine Seite zu bekommen.