Was ist der Unterschied zwischen einer Einzimmer-Wohnung und der oberen Tabellenhälfte der Daikin Handball-Bundesliga? Gibt keinen, sowohl hier als auch dort ist es verdammt eng.
Für den Fan ist es ein Segen. Für Klub-Bosse, Trainer und Teams ist es Respekt einflößend, was da Spieltag für Spieltag in der besten Liga der Welt passiert. Die Ränge 1 und 8 trennen nur vier Minuspunkte.
Handball-Bundesliga in den Wechseljahren
Ein Drittel der Saison ist absolviert, die Tabelle hat Aussagekraft. Die MT Melsungen und die TSV Hannover-Burgdorf führen die Liga an. Was bei den großen Vieren SC Magdeburg, Füchse Berlin, SG Flensburg und THW Kiel – um im Bild zu bleiben – langsam für Schweißausbrüche sorgt.
„Ist halt ein Olympia-Jahr“, raunen vermeintliche Experten. „Die haben alle den Olympia-Blues“, orakeln schaulustige Beobachter. Liegt die neue Tabellenenge wirklich an Ende Juli und Anfang August in Paris und Lille?
Rückblick zu den – wegen Corona – 2021 ausgetragenen Spielen von 2020: Magdeburg nach 12 Spieltagen Erster mit 22:0-Punkten. Dahinter Kiel, Berlin und Flensburg mit je sechs Minuspunkten. Rückblick auf die letzte Saison: Meister wurden da die Magdeburger mit sechs Minuszählern. Die haben sie von Ausfällen geplagt jetzt schon auf dem Konto.
Jetzt kommt auch noch dieser Sturmlauf von Melsungen und Hannover-Burgdorf dazu. Melsungen hat in Kiel gewonnen und zu Hause Berlin, Magdeburg und Flensburg (ohne eine komplette Rückraum-Garnitur) geschlagen. In Hannovers ZAG-Arena haben Berlin, Flensburg und Magdeburg auf die Nuss bekommen.
Kann denn Melsungen schon Meister? Sportvorstand Michael Allendorf (38): „Frag mich das bitte im März noch mal.“ Kann denn Hannover-Burgdorf schon Meister? Sportchef Sven-Sören Christophersen (39): „Es gibt noch 22 Spieltage.“
Melsungen und Hannover sind aktuell die Gejagten. Beide haben aber einen guten Verteidiger – den Liga-Spielplan. Eines muss man der HBL lassen: Ihre Homepage ist zwar nach wie vor ein einziger Murks, aber Dramaturgie können die Spielplan-Gestalter.
Kommenden Sonntag klauen sich die Füchse Berlin und der SC Magdeburg gegenseitig die Punkte. Der THW Kiel hat außer weiteren Verletzten (Nikola Bilyk und Elias Ellefsen a Skipatogu) auch noch die Reise zum ThSV Eisenach, wo der Haussegen zwischen Trainer Misha Kaufmann und Geschäftsführer René Witte mächtig schief hängt, am Hals.
Mitte Dezember müssen die Magdeburger zu Knorrs Rhein-Neckar Löwen und die Berliner nach Flensburg. Einen Tag vor Heiligabend treffen sich Melsungen und Hannover-Burgdorf. Dann eventuell immer noch als Erster und Zweiter. Wäre eine schöne Bescherung in der engen Einzimmer-Wohnung.