Es sind die Momente, in denen man nicht weiß, was man sagen soll. Als Maria Luisa Grohs, die alle nur Mala nennen, am 17. November zum Spiel ihres FC Bayern gegen Jena (5:0) kommt, trägt sie nicht wie sonst Trikot und Torwart-Handschuhe, sondern pinkfarbene Wollmütze und weiße Winterjacke. Sie wird umarmt. Man wünscht ihr Erfolg, Glück und Kraft. Einen Tag zuvor hatte die Torhüterin in einer Video-Botschaft öffentlich gemacht, dass sie an Krebs erkrankt ist.
Wie Grohs gegen den Krebs kämpft
Rückblick:[–> Im Oktober eilen die Bayern vor allem in der Champions League von Sieg zu Sieg. Grohs steht im Tor, merkt aber, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Etwas ist in ihrem Hals. Sie meldet sich bei den Teamärzten. Die Torhüterin sagt der Nationalmannschaft ab, um sich untersuchen zu lassen. Der FC Bayern gibt die Meldung heraus, Grohs müsse an den Mandeln behandelt werden.
Während sie wieder im Tor steht, laufen die ärztlichen Analysen ihrer Untersuchungen. Dann die Nachricht: Es ist ein Tumor. Er ist bösartig. Grohs braucht eine Therapie, um gegen den Krebs zu kämpfen.
Die Menschen, die in diesen Tagen mit der gebürtigen Münsteranerin zu tun haben, beschreiben sie als gefasst, stark und optimistisch. So entscheidet sich Grohs, dass sie selbst über die medizinischen Ergebnisse sprechen möchte. Sie ist es, die ihre Mitspielerinnen zusammenruft und informiert. Sie greift zum Telefon und erklärt Bundestrainer Christian Wück (51), warum sie in den nächsten Länderspielen nicht dabei sein kann, obwohl sie in den bevorstehenden Partien ihre Chance im DFB-Tor bekommen sollte.
„Es ist sehr schlimm, wenn der Fußball so in den Hintergrund rückt. Wir schauen, dass sie erst gesund wird und der Fußball erst danach wieder in den Fokus rückt“, sagt der DFB-Coach. „Wir geben ihr Zeit und Raum, wieder gesund zu werden.“
Ihre Mitspielerinnen wissen bereits seit dem Champions-League-Spiel gegen Arsenal (5:2) am 9. Oktober Bescheid. Etliche Tage später setzt sich die Bayern-Keeperin am Münchner Campus vor eine Kamera und sagt mit fester Stimme: „Ich habe keine guten Nachrichten …“ In der Botschaft verspricht sie: „Mit der Hilfe aller werde ich das auf jeden Fall meistern.“
Hilfe bekommt sie. Mental durch unzählige Nachrichten. Bayern-Profi Thomas Müller (35): „Mala, du packst das! Die komplette FC-Bayern-Familie ist an deiner Seite.“ Ihr Torwart-Kollege Manuel Neuer (38): „Mala, ganz viel Kraft auf diesem Weg! Du schaffst das.“ Oder die zurückgetretene DFB-Kapitänin Alexandra Popp: „Ganz viel Kraft, Mala. Du schaffst das.“
Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger (34), die bereits zweimal gegen Krebs kämpfte, schickte Genesungswünsche und möchte den Kontakt in den nächsten Wochen intensivieren.
In der vergangenen Woche unterzog sich Grohs weiteren Untersuchungen. Die Mannschaftsärzte des FC Bayern koordinieren die Einsätze etlicher Experten. Bis zum Wochenende gab es nach weiteren Gewebeproben noch Fragezeichen, welche Therapie die beste sein wird. Grohs fühle sich optimal betreut, trainiert sogar leicht weiter – und beeindruckt ihr Team.
„Mala hat das bis hierhin großartig gemeistert. Sie weiß, dass wir alle immer für sie da sind. Was auch immer es sein sollte, und was auch immer sie in dem Moment fühlt, es ist in Ordnung“, sagt Mitspielerin Linda Sembrant (37). Trainer Alexander Straus: „Mala macht einen sehr positiven und starken Eindruck. Davor habe ich Respekt, und es ändert die Perspektive. In diesen Momenten können wir alle einen Schritt zurücktreten, statt in einer Blase des Gewinnens oder Verlierens zu leben.“
Denn Mala Grohs kämpft gerade um Wichtigeres …