Mit Bällen kennt er sich bestens aus. Der Ball ist sein Spielgerät, seine Leidenschaft. Nur die Größe der Kugel hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.
Andreas Rastner (55), der ehemalige Handball-Held, kämpft jetzt auf dem Golfplatz um den WM-Titel! Er hat den Handball gegen den Golfschläger getauscht und will in Thailand triumphieren.
Kein Witz: Golfball statt Handball! Ex-Profi Rastner ringt in Thailand um den WM-Titel!
„Das wäre natürlich traumhaft, wenn’s gelingen würde. Ich freue mich riesig auf das weltgrößte Amateur-Spektakel“, erklärt der 55-Jährige im Gespräch mit SPORT BILD. Vom 28. Oktober bis zum 1. November werden in Thailand die besten Amateure gesucht.
17 Jahre hielt Andreas Rastner in den Handball-Hallen Europas seine Knochen hin, hatte sich schnell seinen Spitznamen „Kampfschwein“ erarbeitet.
Der 55-Jährige langte als Kreisläufer vorn und hinten hin, war kein Kind von Traurigkeit. Mit 301 Zeitstrafen gehört er auch heute noch zu den Top10 der Raubeine in der Handball-Bundesliga.
Rastner machte 428 Bundesliga-Spiele (1226 Tore) u. a. für den TSV Milbertshofen, Wallau-Massenheim, den THW Kiel sowie den HSV Handball, gewann u. a. den Europapokal der Pokalsieger (1991/1997), die Meisterschaft mit Kiel (1998) sowie dreimal den deutschen Pokal (1996/1998/2006).
Der Rechtshänder (in Wien geboren) war der zweite deutsche Handballer – nach Erhard Wunderlich (✝︎55) – der nach Spanien (CB Cantabria Santander/Verein 2008 aufgelöst) wechselte und die Herausforderung („andere Liga, neue Sprache“) suchte.
1997 wurde er dort als Kreisläufer des Jahres ausgezeichnet und zum zweitbesten Ausländer der Liga Asobal gewählt. Was ihm fehlt, ist ein Länderspiel …
Heute lebt er in Hamburg, ist seit 2020 verheiratet mit Katharina, hat zwei Kinder. Den Handball verfolgt Rastner, der als Personalberater für ein mittelständisches Unternehmen arbeitet, nur noch nebenbei.
„Nach 17 Jahren Bundesliga benötigte ich etwas, eine Challenge mit mir selbst“, erklärt der 55-Jährige im Gespräch mit SPORT BILD. Nach den vielen Benefiz-Spielen mit den All-Stars des Deutschen Handballbundes (DHB) meldete sich sein Körper. Die Hüfte streikte – die Ärzte zeigten ihm Handball-Rot!
Seit fünf Jahren ist seine Leidenschaft das Golfen. Raster, der für den Golf-Club Wendlohe abschlägt, spielte sich schnell runter, hat aktuell das Handicap 19,4.
„Als ich anfing, habe ich mich gefragt, warum ich nicht viel früher, wie viele ehemalige Handball-Kollegen auch, mit diesem Sport angefangen habe“, lässt Rastner wissen. Die Handicap-Kluft holte er schnell auf – „Kampfschwein“ Rastner biss sich fest, fightete mit sich, Ball, Schläger, Fairway und Grün. Und spielt jetzt mit „Team Germany“ um den WM-Titel.
„Ich bin da so hineingerutscht“, erinnert sich Rastner, der bei einem seiner ersten Turniere von einem Freund angesprochen wurde, ob er nicht Lust hätte, für Deutschland um die WM zu spielen. Was so einfach klingt, ist in der Umsetzung extrem schwierig und herausfordernd.
In fünf Handicap-Klassen (0–5, 5–10, 10–15, 15–20, 20–25) wurden bei Ausscheidungsturnieren in Deutschland die Besten gesucht. Nach Vorrunde (GC Oberalster) und Halbfinale (GC Gut Grambek) gewann er das deutsche Finalturnier auf der Anlage des Golf-Clubs Oberaula (HC 15–20), setzte sich gegen insgesamt 3000 Mitstreiter durch. Die Eintrittskarte für die WM, die seit 1995 ausgetragen wird.
Rastner wurde wie seine vier Mitstreiter – Lukas Bendrien (GC Hohwachter Bucht), Robin Walter (GC Schloss Monrepos), Holger Lueddecke (GC Wolfsburg) und Fabrizio Monteleone (GCC Elfrather Mühle) – mit Golfbag und Poloshirts (mit Sticker „Team Germany“) ausgestattet, bekommt Hotel und Flug vom Veranstalter gestellt. Er kann es kaum erwarten.
„Boah, ey. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem“, schnauft Rastner, als er nach der Ankunft das Flugzeug verlässt. „Das ist für mich eine andere Welt“, erklärt er. Er freut sich aufs Abenteuer.
„Wir spielen an vier Tagen auf den schönsten Plätzen auf Phuket, bekommen einen eigenen Caddy gestellt. Auch daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Das wird spannend“, erklärt Rastner, der seit Mittwoch in Thailand ist und versucht sich zu akklimatisieren. „Es ist das Ende der Monsun-Zeit. Wenn es hier kübelt, dann richtig. Wir haben hier täglich über 30 Grad, dazu eine hohe Luftfeuchte. Das ist sehr herausfordernd.“
Gespielt wird auf drei unterschiedlichen Plätzen (Laguna Golf Phuket, Red Mountain Blue, Blue Canyon Country Club). Das Bermudagras auf den Fairways ist sehr speziell. Eine Übungsrunde ist deshalb wichtig, um Erfahrungen zu sammeln. Los geht’s am Samstag (7.30 Uhr) – im Flight mit Putra Gemilang (Indonesien), Aliya Aituarova (Kasachstan) und Sergey Alexei (Moldawien).
Andreas Rastner liebt die Herausforderung und vertraut auf seine Ball-Erfahrung: „Der Handball hilft mir hier sicher. Ich musste früher auf dem Parkett unter Druck liefern, wenn man vor 20.000 Zuschauern spielt und ausgepfiffen wird. Diese Erfahrungen werden hier sicher hilfreich sein.“
Nur „mitspielen“ ist dann aber nicht sein Ding. Rastner wie immer kess: „Frech gesagt, möchte ich mich gern unter Druck setzen. Ich möchte mich gut verkaufen, Spaß haben unter die besten zehn Spieler in meiner Spielklasse (insgesamt 43, d.Red.) kommen.“ Er wird dafür kämpfen, wie früher mit dem größeren Ball.
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