El nuevo entrenador del Schalke en una entrevista: “¡Los jugadores deberían ser profesionales, como Jordan, Ronaldo y Federer!”


SPORT BILD: Herr van Wonderen, Sie waren als Spieler das, was Sie als Schalke-Trainer besser nicht sein sollten: ein Spätstarter!

KEES VAN WONDEREN (55): Als Spieler war das so. Ich habe mein ganzes Leben lang Fußball gespielt, seitdem ich drei oder vier Jahre alt war. Ich weiß noch, als meine Eltern die Fassade unseres Hauses streichen ließen. Der Maler war noch nicht vom Hof gefahren, da sah man auf der weißen Wand schon wieder die Abdrücke des Balls. Ich war klein – und wirklich talentiert. Bis ich 15 Jahre alt war.

Was ist passiert?

Die anderen Jugendlichen sind gewachsen und stärker geworden, aber ich bin der kleine Kees geblieben. Ich hatte auf dem Fußballplatz plötzlich keine Chance mehr. Ich saß abends häufig traurig zu Hause und war einfach nur frustriert. Meine Eltern hatten Mitleid und haben versucht, mich aufzubauen. Gerade mein Vater hat immer das Gegenteil von dem gesagt, was ich gefühlt habe. War ich euphorisiert, hat er mich zurück auf den Teppich geholt. War ich traurig, hat er mich motiviert.

Wie ging es dann weiter?

Mit 18 Jahren bin ich endlich gewachsen.

Wie viel?

Rund zwölf Zentimeter pro Jahr. Also 24 Zentimeter in zwei Jahren. Endlich konnte ich mich auf dem Platz wieder beweisen! Mit 20 habe ich mit meinem Dorfverein auf dem höchsten Amateur-Niveau gespielt. Dann wurde ich nach einigen Monaten entdeckt, und ich habe mit 22 Jahren meinen ersten Profivertrag in Nijmegen unterschrieben.

Hinter Ihnen liegt eine erfolgreiche Karriere als Innenverteidiger. 2002 gewannen Sie mit Feyenoord Rotterdam im Finale gegen Dortmund den Uefa-Cup. Ihr letztes Profi-Jahr 2003/2004 war dann aber alles andere als einfach …

Das stimmt. Ich hatte an beiden Seiten Probleme mit meinen Achillessehnen. Als ich morgens aufgestanden bin, konnte ich kaum auftreten, weil sie sich über Nacht zusammenzogen. Ich musste an beiden Füßen Schienen mit einem Klettverschluss tragen, die meine Gelenke im 90-Grad-Winkel gehalten haben. Nach meiner Karriere wurde ich operiert, seitdem sind die Probleme weg.

Hätten Sie nicht besser früher aufgehört?

Nach unserem Uefa-Cup-Sieg zerbrach unsere Mannschaft, wir bekamen viele junge Spieler dazu. Und ich sollte als Anführer vorweggehen. Das habe ich aufgrund meiner engen Bindung zum Verein gemacht. Heute bin ich froh, dass es so gekommen ist. Eigentlich war mein Plan, noch einmal ins Ausland zu gehen. Italien, Spanien, das war mein Wunsch. Aber ich blieb. Im Oktober 2003 wurde meine Mutter sehr krank, sie hatte Krebs. Nur sieben Wochen später ist sie gestorben. Ich war froh, dass ich vor Ort war.

Harter Schnitt ins Hier und Jetzt. Wie haben Sie sich über Schalke 04 informiert? Hier herrscht seit mehreren Jahren teilweise großes Chaos, und die letzten zehn Cheftrainer hielten sich durchschnittlich jeweils nicht einmal ein Jahr im Amt.

Zu den vergangenen Jahren kann ich nichts sagen. Ich hatte viele Gespräche mit Ben Manga (Kaderplaner; d. Red.), Matthias Tillmann (Vorstandsboss) und auch Youri Moulder (Aufsichtsratsmitglied). Ich hatte direkt das gute Gefühl, dass ich mit sehr intelligenten Menschen gesprochen habe, die die Situation auf Schalke sehr realistisch einschätzen können. Sie wollen den Verein mit einem klaren Plan wieder nach oben führen. Das geht nicht auf Knopfdruck, aber natürlich müssen wir zügig Punkte sammeln.

Das klare Ziel ist es, in der Saison 2025/26 aufzusteigen …

Das ist der Wunsch des Klubs. Unsere Devise ist: Wir wollen im nächsten Jahr eine Mannschaft haben, die oben mitspielt. Aber aktuell geht unser Blick auf das Hier und Jetzt, auf das Spiel gegen Fürth.

Sie haben vor Ihrer Unterschrift alle Saisonspiele von Schalke angeschaut. Kann die Mannschaft von der Qualität her jetzt schon oben mitspielen?

Ich halte mich da noch ein wenig zurück, dafür muss ich die Liga besser kennenlernen. Am Samstag in Hannover (0:1) war erst mein erstes Spiel. Ich habe in den ersten Spielen in der Videoanalyse viel erkannt. Aber es ist die Sicht von außen. Man muss das als Trainer selbst erleben: Was habe ich dem Spieler mitgegeben? Wie reagiert er auf Veränderungen? Wie reagiert er, wenn ich ihn anfeuere? Das muss sich entwickeln. Wir lernen von Tag zu Tag.

Schalke 04 wird auch „Trainerfresser“ genannt.

Das habe ich auch gehört.

Stört es Sie, wenn von außen bereits spekuliert wird, wie lange Sie Ihren Job hier behalten können?

Es ist eine Herausforderung, die ich mag. Ich habe auch mit ­Huub Stevens gesprochen. Der sagte mir auch: „Viel Erfolg! Es ist nicht einfach!“ Aber ehrlich: Ich möchte nicht zu einem Verein kommen, wo alles perfekt ist. Ich möchte gestalten. Und ich habe keine Angst davor, sondern das motiviert mich zusätzlich.

Schalke ist extrem schnelllebig. Deshalb ein paar schnelle Fragen.

Okay.

Frikandel oder Currywurst?

Currywurst.

1:0-Sieg oder 4:3-Sieg?

1:0.

Sakko oder Trainingsanzug?

Trainingsanzug.

WhatsApp oder Anruf?

Anruf.

Joggen oder Krafttraining?

Da muss ich sagen: beides. Und: Eigentlich müsste ich mir mehr Zeit dafür nehmen. In den vergangenen Monaten hatte ich einen Trainingsplan mit meiner Frau, da haben wir Zirkeltraining im Kraftraum gemacht. Da habe ich gespürt, wie gut das tut.

Sekt oder Selters?

Ich hoffe, Sekt.

Geld oder Erfolg?

Spaß, denn wenn wir den haben, sind wir erfolgreich!

Von März 2018 bis Dezember 2019 waren Sie Co-Trainer der niederländischen Nationalmannschaft an der Seite von Ronald Koeman. Was war Ihr prägendstes Ereignis in der Zeit?

Ich würde eher vom prägendsten Spiel sprechen. Es war hier, in der Arena auf Schalke. Wir haben in der Nations League gegen Deutschland gespielt. Jogi Löw hat damals häufig die taktische Formation getauscht, und wir wussten nicht genau, was uns erwartet, sind aber von einem 3-4-3-System ausgegangen. Wir haben die Mannschaft gefragt: Wie lösen wir das? Die Spieler sagten: Wir spielen wie immer – in unserem 4-3-3-System.

Und dann?

Ich habe zu Ronald gesagt: Wir brauchen einen Plan B, falls es nicht klappt. Wir haben uns überlegt: Wir stellen in dem Fall um – und spielen System gegen System. Also in derselben Formation. Das kann Deutschland Schwierigkeiten bereiten.

Deutschland führte schnell 2:0.

Richtig. Und da haben wir bereits umgestellt. Es wurde besser. Aber wir haben kein Tor erzielt. Wir, die Assistenten, haben uns in der zweiten Halbzeit eine Alles-­oder-nichts-Taktik überlegt, mit Virgil van Dijk als Stürmer. Wir haben es auf einem Zettel notiert und Koeman gegeben. Der sagte aber: „Wir stellen noch nicht um!“ Kurz darauf erzielten wir den Anschlusstreffer. Wir gaben ihm den Zettel wieder. Dann stellte er um. In der Nachspielzeit haben wir durch van Dijk den Ausgleich erzielt. So kann Fußball auch funktionieren.

Kees van Wonderen und Bondscoach Ronald Koeman

Foto: imago/VI Images

Koeman wurde danach Trainer beim FC Barcelona, anschließend wieder Bondscoach. Hat er Sie gefragt, ob Sie ihn wieder begleiten wollen?

Nein. Weil ich das selbst nicht wollte.

Warum nicht?

Ich habe in der Zeit als Co-Trainer gemerkt: Du bist nicht mehr am Steuer! Es kam vor, dass ich nach links wollte, er aber nach rechts. Ich habe ihm damals schon früh gesagt, dass es schwer für mich ist. Dass ich selbst bestimmen möchte. Irgendwann habe ich es selbst beendet. Co-Trainer der Niederlande zu sein war eine tolle Erfahrung, aber es fühlte sich für mich dann nicht mehr richtig an.

Was ist die wichtigste Regel in Ihrem Strafenkatalog?

Ich möchte keine Sammlung mit Regeln präsentieren. Ich habe der Mannschaft nur eine Folie in meiner Präsentation gezeigt, auf der Michael Jordan, Cristiano Ronaldo und Roger Federer zu sehen waren. Dazu habe ich geschrieben, was ich erwarte: „Profi sein!“ Dass man jeden Tag versucht, ein besserer Spieler zu werden – so wie Jordan, Ronaldo und Federer.

Was erwarten Sie konkret?

Das bedeutet zum Beispiel, dass die Spieler in einer Videoanalyse nicht in der letzten Reihe sitzen und sich einfach nur etwas erzählen lassen. Nein, sie sollen aufstehen, nach vorne gehen, Fragen stellen, Vorschläge machen.

Seine Professionaliät will van Wonderen bei Schalke sehen: Ex-Tennis-Star Roger Federer

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Foto: Kirsty Wigglesworth/AP

Sind Sie ein strenger Trainer?

Ich habe in meiner Spielerkar­riere viele Rückschläge erlebt, habe mich immer zurückgekämpft. Diesen Einsatz erwarte ich auch. Aber ich kann genauso gut die Hand auf die Schulter legen. Ich weiß noch: Als ich Trainer in Holland war bei den Go Ahead Eagles, haben wir eine Gesprächsrunde gebildet, in der jeder Spieler etwas aus seinem Leben erzählen sollte. Etwas Lustiges, etwas Schönes, etwas Trauriges, ganz egal. Ein Spieler hat dann gesagt, dass er das Gefühl habe, jeden Tag wegen seiner Hautfarbe von der Gesellschaft rassistisch behandelt zu werden – und fing an zu weinen.

Wie haben Sie reagiert?

So etwas tut sehr weh. Und gleichzeitig hat er sein tiefstes Inneres mit der gesamten Mannschaft geteilt. Am Ende der Runde sind alle zu ihm gegangen, um ihn aufzubauen und ihm Hilfe anzubieten. So eine Einheit habe ich selten erlebt. Wir haben mit dem niedrigsten Budget in der ersten Liga in Holland den Klassenerhalt geschafft. So etwas geht nur mit einem solchen Zusammenhalt. Und den fordere ich hier auch ein.

Eine Abschlussfrage, die sich mit jeder Ihrer Antworten stärker aufdrängte: Warum sprechen Sie so gut Deutsch?

Ich habe eine Handelsschule in Arnheim besucht. Meine Eltern hatten ein Schuh- und Sportgeschäft, das ich sonst vielleicht übernommen hätte – was mich aber wahrscheinlich nicht glücklich gemacht hätte. Zurück zu Ihrer Frage: Ich hatte sieben Jahre Deutschunterricht in der Schule. Das Examen konnte man auf Deutsch oder Englisch machen, ich habe Deutsch gewählt. Nun merke ich, dass es durch die Kommunikation jeden Tag besser wird.

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Quelle: BILD



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